Richard Siegal
Body without organs
Einen Körper ohne Organe forderte der radikale Künstler und TheaterAvantgardist Antonin Artaud. Dabei präsentiert er den Körper ohne Organe
als Kraft, die alles Rationale zu sprengen in der Lage ist. Einige Jahre später greifen die postmodernen Denker Gilles Deleuze und Félix Guattari sein Konzept
auf und erweitern es um eine sozio-politische Dimension: Der kalten Ratio des
Kapitalismus wird eine ekstatische Intensität gegenübergestellt. Aber ist die eine Kraft ohne die andere überhaupt denkbar? Und hat sich der Kapitalismus aus heutiger Sicht nicht schon längst das Prinzip der Intensität einverleibt, es geradezu zu seinem Wesenskern bestimmt? Diese Fragen beschäftigen den Choreografen Richard Siegal, wenn er darüber nachdenkt, was Ballett im 21. Jahrhundert sein kann. Auf der einen Seite steht das formgebende Prinzip einer Jahrhundertealten Europäischen Tradition, inklusive allem historischen Ballast. Auf der anderen Seite steht die grenzensprengende Kraft, die Freiheit verspricht und in letzter Konsequenz auf zerstörerische Anarchie hinausläuft. Muss das, was für die Gesellschaft richtig ist, auch für die Kunst gelten? Und wieviel Differenz kann die Disziplin Ballett überhaupt ertragen?
Choreografie: Richard Siegal
Bühne: Richard Siegal
Kostüm: Flora Miranda
Licht & Video: Matthias Singer
Musik: Lorenzo Bianchi Hoesch • Jean-Philippe Rameau interpretiert am Klavier von Tzimon Barto (Ondine 2006)
Dramaturgie: Tobias Staab • Evan Supple
Regie, Choreografie & Bühne: Richard Siegal